SCHULGEBÄUDE AM BERUFLICHEN SCHULZENTRUM ODENWALDKREIS - MICHELSTADT- 2021


INFO




Wettbewerb

Team Architektur: Daniel Lenz, Julian Schmidt, Florian Körber

Erläuterungstext: 

Das neue Schulgebäude nimmt in der Entwicklung des Schulzentrums eine wichtige Signalfunktion ein. Am nördlichen Rand des Quartiers platziert, wird es, von Ost und West weithin sichtbar, zum neuen Zeichen für die Zukunftsperspektive des Schulstandorts in Michelstadt und im Odenwaldkreis.

Das mäanderartige Gebäudeensemble wird durch den linearen zweigeschossigen Neubau sinnfällig ergänzt und bildet einen zentralen Platz als vielfältig nutzbaren (Schul)Hof, der durch die alte Buche eine starke naturräumliche Prägung und Identität erhält. Die östlichen Stellplätze werden neu organisiert, so dass sich, dem Neubau südlich vorgelagert, ein großzügiger Grünraum als Pausenfläche entwickeln kann.  Das bestehende Trafohaus wird nicht überbaut. Zugunsten der Platzqualität soll es dennoch an die Nordwand des Werkstattgebäudes versetzt werden.

Das gefaltete Dach variiert die bestehenden Dachformen zu einem eigen- ständigen markanten Ausdruck und optimiert durch die unterschiedliche Neigung Verschattung, Lichteinfall und photovoltaische Energiegewinnung.

 

 

Im Inneren organisieren sich die Lern- und Aufenthaltsräume nord- und südorientiert entlang einer flexible und multifunktional nutzbaren Mittelzone, in der die beiden Ebenen durch differenzierte Treppen- und Sitzstufenanlagen fließend verbunden werden. Die beiden Hauptraumzonen erlauben durch die doppelte Türanordnung sehr variable kleinteilige Raumtrennungen oder -verbindungen. Die Optionen der visuellen Querverbindungen erzeugen hohe Transparenz zwischen den unterschiedlichen Lerneinheiten einerseits, lassen aber ebenso Rückzug und Nischenbildung zu. Den östlichen Abschluss bildet das überdachte grüne Klassenzimmer als Pendant zum „Grünraum“ unter der alten Buche gegenüber dem Haupteingang im Westen.

 Als Holzbau stärkt die besondere Materialwirkung dieses natürlichen Baustoffs und die skulpturale Ausbildung des Baukörpers die allseitig bedeutende Position des neuen Hauses an der Schnittstelle zwischen Stadt und Landschaft. Als neutral strukturierte Skelettkonstruktion eröffnet sie langfristige Lebenszyklusperspektiven hinsichtlich Nutzungsanpassungen, Nutzungswechsel, Erweiterung und Rückbau.

 Der kompakte Holzbaukörper erhält eine umlaufende Raumschicht als Übergang von innen nach außen. Diese dient gleichermaßen dem Sonnen- und Witterungsschutz des Holzes (bleibt somit unbehandelt), als Raumerweiterung der Lernräume und als Fluchtwegesystem, das die freie Nutzung der zentralen Innenzone möglich macht. Sie ist als filigrane Stahlkonstruktion (nicht brennbar, recycelbar) ausgebildet und bildet auch das Gerüst für eine differenzierte Fassadenbegrünung, die sich entsprechend Orientierung sowie Licht- und Ausblickerfordernis mehr oder weniger verdichtet.

 Holzständerwandelemente (nichttragend) gewährleisten beste Dämmqualität bei schlanker Wandstärke, massive Holzdeckenelemente liefern die notwendige Speichermasse und verlässliche akustische Trennung der Geschosse. Abgehängte metallische Deckensegel übernehmen die großflächige Wärmeübergabe auf niedrigem Temperaturniveau und sorgen durch eine vlies- überdeckte Perforierung für die nötige akustische Dämpfung. Als additives Element können sie flexibel an Nutzungsänderungen angepasst werden und sind leicht zu warten (im Gegensatz zur Fußbodenheizung). In Kombination mit dem bestehenden Blockheizkraftwerk ergibt sich eine sehr effiziente Wärmeversorgung, die durch die dachintegrierte PV-Anlage klimaneutralisiert werden kann.

 Die nach oben öffenbare Mittelzone ermöglicht eine natürliche Belüftung/ Querlüftung/Nachtauskühlung ohne mechanische Unterstützung. Die Holzfensterelemente erhalten entsprechend ausgebildete Öffnungselemente (Insekten-/Einbruchschutz). Es gibt keine überhitzungskritische Ost-/Westorientierung, aufwendige Sonnenschutzanlagen können vermieden werden. Strom- und Medienverteilung werden in einem nutzungsneutralen Raster in den Boden integriert.

 Die innenräumliche Wirkung wird geprägt durch die sichtbaren Holzoberflächen der Decken und die strukturierten Holzverkleidungen der Außenwände. Dazu im Kontrast stehen die weißen glatt gespachtelten flexiblen Innenwände und der Bodenbelag aus Linoleum.

Das neue Schulhaus verbindet sich in seiner kompositorischen Spannung aus kompaktem Holzkörper und luftig begrünter Hülle zu einem ökologisch zeichenhaften und identitätsstiftenden Auftakt für das Schulquartier.