WETTBEWERB - KITA FREIHOF GÖPPINGEN - 2022
INFO
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Wettbewerb, 1. Preis
Team Architektur: Alina Baumgartner, Sophie Beyrath
Florian Körber, Daniel Lenz
Auszug aus de Juryprotokoll:
Der Entwurf für den Umbau und die Erweiterung der Kindertagesstätte im Freihof überrascht zunächst durch seine unkonventionelle Setzung im städtischen Raum. Der vorhandene Kindergarten wird durch einen geknickten, sich in die Grundstückstiefe entwickelnden, Neubau ergänzt. Ein zurückhaltender Querriegel verbindet beide Gebäude miteinander. Was zunächst überraschte, ist auf den zweiten Blick durchaus nachvollziehbar. Die geometrische Fügung der Baukörper erscheint einfach und plausibel. Der vorhandene Baumbestand auf dem Grundstück kann so zu großen Teilen erhalten werden und sorgt für eine ortsspezifische Identität mit hohen Aufenthaltsqualitäten. Zudem wird der Neubau geschickt auf dem zur Verfügung stehenden Gelände situiert und in die vorhandene topografische Situation eingebettet. Durch eine breite Rampe im Vorplatzbereich wird ein Teil der Bestandshöhen ausgeglichen und im weiteren Verlauf kann so der restliche Höhenversatz im Inneren des Altbaus, über eine weitere kurze Rampe, kompensiert werden. Damit ist die gewünschte barrierefreie Erschließung gewährleistet.
Der neu geschaffene Vorplatz folgt in seiner Ausrichtung dem Neubau, dem es räumlich gelingt durch die Überkopfstellung zur Straße „Im Freihof“ den städtischen Straßenraum in zwei gut proportionierte Raumbereiche zu gliedern. Der Vorplatz ist funktional und schafft ausreichend Platz für die geforderten Stellplätze. Vom Platz aus gelangt man über den gut gelegenen Haupteingang in das Gebäude. Der Windfang erscheint ausreichend dimensioniert. Ein großzügiges, zweigeschossiges und funktional gut gelegenes Foyer verknüpft die beiden Gebäudeteile und die gewünschten Funktionsbereiche miteinander. Größe und Geometrie entsprechen den vielfältigen Nutzungsanforderungen. Die Wege sind kurz und übersichtlich. Bewegungsraum und Essbereiche können direkt vom Foyer aus erreicht werden und sogar räumlich mit ihm verknüpft werden. Hier sollte nicht unerwähnt bleiben, dass sich der Essensbereich leider auf zwei Etagen verteilt, was die internen funktionalen Abläufe der Essensausgabe etwas erschweren könnte. Auch die Lage der Verwaltung und hier im Besonderen die Verortung des Leitungsbüros ist nicht optimal gelöst. Dieses sollte deutlich näher am zentralen Eingangsbereich positioniert werden.
Der U3 Bereich liegt im Erdgeschoß auf der Nordwestseite des Neubaus und ist als Einheit, räumlich separiert, ohne abgetrennt zu sein. Dies gewährleistet eine optimale Betreuungssituation. Die Raumfolge und ihre funktionalen Verflechtungen sind gut gelöst. Der Bereich hat zudem einen direkten Zugang in den Außenraum.
Über das zentrale Foyer, mit dem zentralen Treppenhaus, gelangt man auch in die Ü3 Bereiche, von denen eine Gruppe im Erdgeschoß und zwei weitere im Obergeschoß räumlich kompakt zusammengefasst sind. Die Gruppenräume sind direkt und funktional richtig an den Garten angebunden. Auch ihre Verknüpfungen untereinander entsprechen den inneren Abläufen, was die Betreuungs- und Aufsichtssituation erleichtert. Alle Nebenräume wurden folgerichtig organisiert.
Die konstruktive Lösung und die Materialität der Innenräume erscheinen angemessen, wenngleich die Ausbildung der Konstruktion sehr zurückhaltend bearbeitet wurde. Die klare, ruhige Fassadengliederung wird im Preisgericht kontrovers diskutiert. Sie ist konsequent aus den Innenräumen abgeleitet. Die plastisch-räumliche Integration der Außentreppen in das Gebäudevolumen ist gekonnt vorgetragen und weiß zu überzeugen. Die äußere Holzverkleidung erscheint angemessen und unterstreicht den besonderen Duktus eines zeitlosen, öffentlichen Gebäudes im Stadtteil Faurndau.
Der Entwurf bewegt sich in einem mittleren wirtschaftlichen Bereich, wenn man seine Kenndaten betrachtet. Sowohl die Kubatur, als auch die notwendigen Hüllflächen sind reduziert, ohne dabei räumlich-gestalterische Qualitäten opfern zu müssen.
Die architektonische Gestalt wirkt der Aufgabe gegenüber angemessen, besonders in Bezug auf die städtebaulichen Aspekte. Es handelt sich hier um eine insgesamt sehr gute Arbeit mit überzeugenden innen- und außenräumlichen Qualitäten. Besonders überzeugend erscheint der zentrale Raum des „gemeinsamen Foyers“ als zukünftiger, funktionaler Schnittpunkt für ein lebendiges Gemeinschaftsleben.
Das Gebäude wird in der Eingangsebene zum bestehenden Gelände hin leicht angehoben, um den Höhensprung im Gebäude zum Altbestand zu minimieren und mit nur 30 cm ausbilden zu können. So führt zum einen eine leichte Rampensituation zum Haupteingang und zum anderen werden die Übergänge aus der Kita in den Freiraum mit vorgelagerten leicht erhöhten Terrassen ausformuliert. Von ihnen tritt man in den, das gesamte Ensemble westseitig umfließenden, Garten, der in sinnhafte Teilbereiche untergliedert ist und zukünftig attraktive und naturnahe Räume ausbilden kann. Die Arbeit bleibt hierzu in den Aussagen sehr schematisch. Kritisch diskutiert wird die Situation am Kopf des Neubaus zum Freihof im Kontext der Ausgänge und Einzäunung als Übergang zum öffentlichen Raum. Der glaubwürdige Erhalt und die Inszenierung der wertvollen Linde durch die transparente Fuge als zentrales Element des Gartens und des öffentlichen Raumes überzeugten.